Neuroanatomie: Die Synapse

Dr. John V. Urbas, <dr.john.urbas@online.de>

Die Synapse

Überblick

Nervenimpulse müssen an andere Zellen übermittelt werden: an Neuronen, Skelettmuskelfasern oder Drüsenzellen. Die besondere Verbindungsstelle zwischen benachbarten Zellen, wo die Übermittlung stattfindet, ist die Synapse.

Die Struktur einer (chemischen) Synapse besteht aus:


Eine chemische Synapse

Synaptische Übertragung

Der Ablauf bei einer chemischen Synapse

Ein Aktionspotential erreicht den präsynaptischen Endknopf, wo es endet, aber folgende Ereignisse auslöst (Abb. 1):

  1. Eine kurze Einströmung von Ca+2 aus der extrazellulären Flüssigkeit in den Endknopf hinein
  2. Die Verschmelzung der synaptischen Vesikel mit der präsynaptischen Membran
  3. Die Sekretion (Auswurf) der NT-Moleküle in den synaptischen Spalt
  4. Die kurzzeitige Verbindung der NT an die NT-Rezeptoren der postsynaptischen Membran
  5. Eine Veränderung des postsynaptischen Membranpotentials
  6. Die rasche Entsorgung der NT-Substanzen — z. B. durch enzymatischen Abbau oder durch Reuptake (= Rücktransport) in den präsynaptischen Endknopf

Postsynaptische Potentiale

Die verschiedenen postsynaptischen Potentiale (PSP)

In Abhängigkeit der Art des NT und des NT-Rezeptors ereignet sich nur eine von zwei möglichen Effekten an der postsynaptischen Membran: entweder eine Inhibition (Hemmung) oder eine Exzitation (Erregung).

IPSP: inhibitorisches postsynaptisches Potential

Ein IPSP entsteht, indem ein Neurotransmitter die postsynaptische Membran hyperpolarisiert, d.h. das RMP weiter absenkt (noch negativer wird).

EPSP: exzitatorisches postsynaptisches Potential

Verursachen die NT eine Depolarisierung der postsynaptischen Zelle, spricht man von einem EPSP.

Die Integration (Verrechnung) von IPSP und EPSP

Entweder die zeitliche Summation (mehrere Impulse aus einer Synapse in kurzer Folge) oder die räumliche Summation (mehrere Impulse aus mehreren Synapsen gleichzeitig) müssen normalerweise einlaufen, um ein postsynaptisches AP am Axonhügel auszulösen.

Neurotransmitter

Transmittersubstanzen und ihre Wirkungen

Neurotransmitter wirken entweder exzitatorisch (erregend) oder inhibitorisch (hemmend) auf die postsynaptische Membran. Die tatsächliche Wirkung hängt vom NT-Rezeptor ab.

Zahlreiche Neurotransmittersubstanzen sind inzwischen bekannt. Sie werden in den Vesikeln der Endknöpfe gespeichert und bei Bedarf in den synaptischen Spalten ergossen.

NT-Rezeptoren

Um eine Wirkung zu erzielen, müssen NT-Moleküle an NT-Rezeptoren binden.

Wir werden primär den inotropen Rezeptor besprechen.

NT: klinische Bedeutung

Ein kleiner Überblick

Die Neurotransmitter sind klinisch außerordentlich wichtig. Darunter sind u.a.

Ein Mangel oder Ungleichgewicht eines NT kann eine neurologische oder psychiatrische Krankheit verursachen. Einige Beispiele:

Diverse Substanzen können das NT-Gleichgewicht stark beeinflussen. Einige Substanzen besprechen wir hier.

Acetylcholin

Acetylcholin (ACh)

Acetylcholin Acetylcholin (Azetylcholin) ist einer der wichtigsten Neurotransmitter im menschlichen Körper.

Acetylcholinrezeptor (AChR)

Die Acetylcholinrezeptoren werden nach ihren Agonisten (Nikotin bzw. Muskarin) benannt, die am jeweiligen Rezeptortyp binden. Man unterscheidet pharmakologisch nikotinerge Acetylcholinrezeptoren und muskarinerge Acetylcholinrezeptoren.

nikotinerge Acetylcholinrezeptoren (nAChR)

Diese Rezeptoren sind inotrop und bestehen aus fünf Proteinuntereinheiten. Als Subtypen werden unterschieden:

Der Antagonist ist das Pfeilgift der Indianer Curare (Tubocurarin).

muskarinerge Acetylcholinrezeptoren (mAChR)

Muskarin ist ein Toxin, das in verschiedenen Pilzarten vorkommt.

Noradrenalin

Noradrenalin (NA, Norepinephrin)

Noradrenalin ist sowohl ein Hormon des Nebennierenmarkes als auch ein Neurotransmitter des sympathischen und des zentralen Nervensystems. Noradrenalin NA ist ein zur Gruppe der Katecholamine gehöriger Neurotransmitter.

NA-Rezeptoren und Wirkung

NA entfaltet seine Wirkung im menschlichen Organismus an sog. Adrenozeptoren (auch adrenerge Rezeptoren genannt).

Serotonin

Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT)

Serotonin Serotonin fungiert im Körper als Gewebshormon bzw. als Neurotransmitter im Blut, Herz-Kreislauf-System, ZNS und im Darmnervensystem.

Die Entsorgung des 5-HT aus dem synaptischen Spalt erfolgt hauptsächlich durch Reuptake (Wiederaufnahme) in die Präsynapse.

Serotonerge Neuronen sind an folgenden Prozessen beteiligt:

5-HT und NA spielen auch eine wichtige Rolle bei Depression.

Dopamin

Dopamin (DA, 3-Hydroxytyramin)

Dopamin Im Volksmund gilt Dopamin als Glückshormon, das bei intensivem Flow-Erlebnis ausgeschüttet wird.

Die Entsorgung des DA aus dem synaptischen Spalt erfolgt hauptsächlich durch Reuptake (Wiederaufnahme) in die Präsynapse.

Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung des ZNS. Die Krankheit wird vom Absterben regulierender dopaminerger Neuronen ausgelöst.

Glutamat

Glutamat (Glu, α-Aminoglutarsäure, Glutaminsäure)

Glutaminsäure Der Lebensmittelzusatzstoff Glutamat (E-620) wird meist als Geschmacksverstärker eingesetzt.

Viele Lebensmittel, unter anderem reife Tomaten und Käse, Sojasauce und Fischsauce enthalten von Natur aus relativ hohe Anteile von Glutamat.

Viele Rezeptoren für Glutamat sind bekannt.

Exzitotoxizität

Überaktivierung der Glutamatrezeptoren (speziell die NMDA-Rezeptoren) führt zur tödlichen Übererregung (Exzitotoxizität) der Neuronen, welche die NMDA-Rezeptoren besitzen.

Verschiedene Glutamatrezeptoren kommen auch außerhalb des ZNS vor, z.B in:

GABA

GABA (γ-Aminobuttersäure)

γ-Aminobuttersäure Gamma-Aminobuttersäure (GABA) ist der wichtigste inhibitorische (hemmende) Neurotransmitter im ZNS. Sie ist eine nicht-proteinogene Aminosäure, die aus Glutamat synthetisiert wird.

Es gibt inotrope und metabotrope GABA-Rezeptoren.

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